Vom Meeresboden zum stillen Örtchen
Der Schwamm im Badezimmer - Vom Meeresboden ins Bad

Schon die alten Römer wussten, wie praktisch ein Schwamm sein kann. Damals gab es noch kein Toilettenpapier. So wurde ein Schwamm genutzt, der manchmal an einem handlichen Stock steckte.
In den berühmten Gemeinschaftslatrinen des alten Rom nutzte man einen Schwamm am Stiel, den „spongia“, zum Reinigen nach dem Toilettengang.
Nach der Benutzung wurde er einfach im Wasser- oder Essigfass ausgespült. Ein nachhaltiger Gedanke, der in Zeiten von Feuchttüchern und Mikroplastik fast modern wirkt.
Doch was viele damals nicht wussten: Der Schwamm, den sie da verwendeten, war kein Pflanzenprodukt, sondern ein lebendes Meerestier, eines der ältesten und stillsten Wesen auf unserem Planeten. Damit diese Wunder der Natur entsprechend gewertet werden, nun einige Einblicke hinter die schwammige Fassade.
Was ist ein Schwamm eigentlich?
Schwämme (wissenschaftlich Porifera) sind einfache, aber erstaunlich effektive Tiere, die seit über 600 Millionen Jahren die Meere bewohnen. Sie besitzen kein Gehirn, kein Herz und keine Muskeln – und doch erfüllen sie eine der wichtigsten Aufgaben im Ökosystem: Sie filtern Wasser.
Ein Schwamm pumpt täglich tausende Liter Meerwasser durch seinen Körper.
Dabei fängt er winzige Nahrungspartikel wie Algen, Bakterien oder Plankton ein und reinigt so das Meer auf natürliche Weise.
Ihr Körper besteht aus einem weichen, elastischen Gerüst aus Sponginfasern (eine Art natürliches Kollagen), durchzogen von unzähligen feinen Kanälen und Poren. Daher der Name Porifera („die Löchrigen“).
Vom Lebewesen zum Badehelfer
Was wir als Naturschwamm im Badezimmer benutzen, ist das innere Skelett eines echten Meeresschwamms.
Nach der Ernte wird das Tier in Süßwasser gespült, getrocknet und von seinen Zellen befreit. Übrig bleibt das schwammige Fasergerüst.
Schon im antiken Griechenland und Rom waren Schwämme hochbegehrt zum Waschen, für medizinische Zwecke oder als Schreibwerkzeug. Später wurden sie auch beim Malen, beim Polieren von Silber oder beim Baden genutzt.
Noch heute stammen viele Naturschwämme aus dem Mittelmeer, insbesondere aus Griechenland, Tunesien und der Ägäis. Hier werden sie von Tauchern geerntet, die oft seit Generationen in Familienbetrieben arbeiten.
Nachhaltig ernten – geht das überhaupt?
Ja, aber es braucht Fingerspitzengefühl.
Ein Schwamm wächst langsam, manchmal nur wenige Millimeter pro Jahr. Wenn er beim Tauchen vorsichtig abgeschnitten wird und ein Teil seines Fußes auf dem Felsen bleibt, kann er nachwachsen.
Das nennt man nachhaltige Teilernte.
Doch wenn zu viel oder zu tief geerntet wird, wenn ganze Kolonien abgerissen oder mit Schleppnetzen zerstört werden, dann schadet das dem Ökosystem. Die Schwämme als Filteranlagen des Meeres werden zerstört.
Sie halten das Wasser klar, schaffen Lebensräume für Kleintiere und wirken sogar als Kohlenstoffspeicher.
Deshalb ist es wichtig, dass echte Naturschwämme aus kontrollierten Beständen stammen, idealerweise mit Zertifikat oder Herkunftsnachweis.
Worauf Du beim Schwammkauf achten solltest
Wenn Du einen echten Naturschwamm kaufen möchtest, achte auf folgende Punkte:
1. Herkunft:
Schwämme aus dem östlichen Mittelmeer (z. B. Griechenland oder Tunesien) stammen oft aus traditioneller Handarbeit. Meide Billigimporte unbekannter Herkunft. Sie stammen meist aus zerstörerischer Massenentnahme.
2. Schnittkante:
Nachhaltig geerntete Schwämme haben unten eine glatte Schnittstelle. Sie wurden abgeschnitten, nicht ausgerissen.
3. Zertifikate:
Einige Hersteller arbeiten mit ökologischen Fischereizertifikaten oder lokalen Naturschutzprogrammen zusammen.
4. Pflege:
Nach der Nutzung gut ausspülen, ausdrücken (nicht wringen!) und an der Luft trocknen lassen.
So bleibt er hygienisch und langlebig.
Alternativen für den Alltag
Wer lieber ganz auf tierische Produkte verzichten möchte, findet heute viele nachhaltige Alternativen:
Luffa-Schwämme aus der getrockneten Schwammgurke, zu 100 % pflanzlich und biologisch abbaubar.
Zellulose- oder Baumwollschwämme, hergestellt aus Holzfasern.
Recyclingprodukte aus Naturfasern ohne Mikroplastik.
Diese Varianten sind umweltfreundlich, vegan und langlebig und sie schützen die faszinierenden Schwämme des Meeres.
Sauber denken, sauber handeln
Vom römischen Spongia über die Badewanne bis zum modernen Zero-Waste-Haushalt:
Der Schwamm hat eine erstaunliche Karriere hinter sich.
Er erinnert uns daran, dass Sauberkeit und Achtsamkeit zusammengehören, egal wo. Ob im Badezimmer, in der Natur oder in unserem Denken.
Wer heute zu einem echten Schwamm greift, sollte wissen, dass er damit ein Stück lebendige Meeresgeschichte in der Hand hält und dass bewusster Konsum helfen kann, diese Geschichte fortzuschreiben. Die Welt birgt Wunder, die wir achten sollten.









