von Chalisa Klammt
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3. August 2025
Der erste Gang im Urlaub Der Koffer ist verstaut, die Schuhe abgestreift, die Sonne scheint durchs Hotelzimmerfenster. Doch bevor der Urlaub beginnt, wartet meist noch ein ganz banaler, aber befreiender Moment: der erste Toilettengang nach der Reise. Was so selbstverständlich erscheint, wird in fremden Ländern nicht selten zur kleinen Herausforderung. Da steht plötzlich ein Eimer neben dem WC, ein Schlauch baumelt an der Wand, und was zunächst wie ein tief sitzendes Waschbecken aussieht, entpuppt sich als Bidet. Willkommen in der internationalen Welt der Toiletten. Eine Reise, die mindestens so viel über Kulturen erzählt wie ein Stadtbummel oder Museumsbesuch. Deshalb gehe ich auch in großen Hotels gerne auf Toilette. Ebenso wie in Restaurants lässt sich hier erkennen, wie das ganze Haus ist. TIPP: Unterwegs wenn keine öffentliche Toilette in der Nähe ist sind Hotels die hilfreiche Rettung! VORSICHT in Restaurant: Nicht überall ist es üblich, im Notfall einfach im nächsten Restaurant auf Toilette zu gehen. Verzehr ist im Ausland meistens Pflicht und auch dem Anstand verpflichtet. Toiletten als Kulturschock und Chance Was wir für hygienisch, richtig oder modern halten, ist oft nur das Resultat unserer kulturellen Prägung. Der Toilettengang ist überall auf der Welt ein menschliches Grundbedürfnis, doch wie er gestaltet wird, unterscheidet sich erheblich und das aus ökologischen, infrastrukturellen oder traditionellen Gründen. Wer mit offenen Augen reist, bemerkt schnell: Das stille Örtchen ist alles andere als banal. Es ist ein Spiegel gesellschaftlicher Normen, technischer Möglichkeiten und immer öfter auch ein Ort für Nachhaltigkeit. Warum Papier in den Eimer wandert In Ländern wie Griechenland, Albanien, der Türkei (vor allem in ländlichen Gegenden), aber auch in Süd- und Mittelamerika sowie Südostasien wird gebrauchtes Toilettenpapier häufig nicht in die Schüssel geworfen, sondern in einen bereitgestellten Eimer. Der Grund ist selten mangelnde Hygiene, sondern technische Vorsicht: Die Kanalisation ist vielerorts alt, eng und mit schwachem Wasserdruck ausgestattet. Würde man Papier mit hinunterspülen, wären Verstopfungen und Rückstau oft die Folge. Die Lösung? Ein Eimer, der regelmäßig geleert wird. Hier eine Übersicht, wo das Eimerchen nicht nur am Strand wartet. In einigen Ländern betrifft es auch nur Regionen. Europa Griechenland – Besonders auf Inseln und in älteren Gebäuden (z. B. in Hotels, Pensionen). Albanien – In städtischen und ländlichen Regionen gleichermaßen verbreitet. Türkei – In ländlichen Gebieten und älteren Gebäuden, v. a. in Anatolien. Serbien – Vor allem außerhalb großer Städte. Bosnien-Herzegowina – Ländlich oder in Gebäuden mit alter Infrastruktur. Nordmazedonien – Eher außerhalb der modernen Hotels. Zypern – Insbesondere auf der griechisch-zypriotischen Seite in privaten Haushalten. Mittel- und Südamerika Mexiko – In vielen Regionen (besonders in günstigeren Unterkünften oder privaten Haushalten). Peru – Weit verbreitet, besonders außerhalb größerer Städte. Ecuador – In Hotels, Hostels, Restaurants etc. oft mit Hinweisschildern. Kolumbien – Üblich in vielen Haushalten. Bolivien – Ähnlich wie in Peru. Costa Rica – Besonders in kleineren Orten und ländlichen Regionen. Guatemala, Nicaragua, Honduras – Häufig anzutreffen in einfachen Unterkünften. Asien Thailand – Besonders außerhalb touristischer Zentren. Indonesien – In vielen privaten Haushalten und älteren Gebäuden. Philippinen – In einfacheren Unterkünften oder öffentlichen Toiletten. Vietnam, Laos, Kambodscha – In günstigeren Hotels oder ländlichen Gegenden. Naher Osten & Nordafrika Ägypten – Häufig in traditionellen Häusern oder günstigen Unterkünften. Marokko, Tunesien – In Teilen ländlicher Gegenden und öffentlichen Einrichtungen. In diesen Ländern gibt es meist Hinweisschilder auf Toiletten oder im Badezimmer, die freundlich darum bitten, kein Papier in die Schüssel zu werfen – manchmal auf Englisch, manchmal mit Piktogrammen. Dies dient dem Schutz der Infrastruktur und ist keineswegs ein Zeichen von Rückständigkeit, sondern Ausdruck lokaler Gegebenheiten. Wasser statt Papier: Bidets und Dusch-WCs weltweit Während in einigen Regionen Papier geliebt wird, setzen andere ganz auf Wasser – aus Überzeugung, Tradition oder religiösen Gründen. Aber auch außerhalb der islamischen Wudu-Kultur mit Waschungen vor dem Gebet werden In Ländern wie Italien, Frankreich, Spanien und Portugal gehört Bidets geachtet. In Italien ist es seit 1975 sogar gesetzlich in privaten Neubauten vorgeschrieben. Anders als oft vermutet, geht es dabei nicht um Luxus, sondern um Hygiene. Moderne Varianten wie das Dusch-WC, populär vor allem in Japan, kombinieren die klassische Toilette mit einem präzisen Wasserstrahl, teils sogar beheizter Brille, automatischer Reinigung und Warmluftfön. In einigen südostasiatischen Ländern ersetzt ein einfacher Schlauch mit Handventil das Bidet. Nachhaltigkeit auf dem stillen Örtchen Was als kulturelle Eigenheit erscheint, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ökologisch sinnvoll. Der Wasserverbrauch für eine Reinigung mit einem Bidet liegt bei etwa 0,5 bis 1,5 Litern. Ein modernes Dusch-WC braucht sogar weniger als einen Liter. Zum Vergleich: Für die Herstellung einer einzigen Rolle Toilettenpapier werden im Schnitt 37 Liter Wasser verbraucht, hinzu kommen Holz, Energie und Chemikalien für die Zellstoffgewinnung. Eine Studie zeigt: Dusch-WCs können den Papierverbrauch um bis zu 90 % senken . Wer zum Trocknen lediglich etwas Papier nutzt oder auf Warmluft setzt, reduziert nicht nur Müll, sondern schont auch Wälder und Wasserressourcen. Ein Gewinn für Umwelt, Komfort und Gewissen. Tipps für den umweltfreundlichen Toilettengang im Urlaub Wer reist, sollte sich auch auf der Toilette auf lokale Gepflogenheiten einlassen. Das Eintauchen in die Kultur erweitert den Horizont. Keine falsche Scham oder Scheu! Millionen Menschen vor Dir nutzen die lokale Technik. Der Eimer ist kein Rückschritt, sondern oft ein Gebot der Vernunft. Hygiene to go : Ein kleines Reisebidet oder eine Wasserflasche mit feiner Tülle ersetzt unterwegs das Bidet. Papier bewusst verwende n: Auch im Urlaub lässt sich Papier sparen. Nachfragen lohnt sich : In vielen Hotels gibt es auf Wunsch Zimmer mit Bidet oder Dusch-WC, gerade im asiatischen Raum oder in gehobenen Häusern. Von der Urlaubsentdeckung zum heimischen Komfort Was im Urlaub überrascht, bleibt manchmal in Erinnerung – oder wird zum neuen Standard zu Hause. Wer einmal den Komfort eines Dusch-WCs erlebt hat, will ihn oft nicht mehr missen. Die gute Nachricht: Es gibt zahlreiche Hersteller, die unkomplizierte Aufsätze oder Komplettlösungen anbieten. Gerade die Aufsätze müssen nicht teuer sein. Nicht nur asiatische Firmen sind dabei top. Zeitgleich wurde diese Technik auch in Europa entwickelt. In Norddeutschland ließ sich eine Firma einen Aufsatz patentieren, der nur mit Wasseranschluss und ohne Strom funktioniert. TIPP: Die großen Hersteller veröffentlichen auf ihren Webseiten Listen, wo ihre Vorzeige-Klos auszuprobieren sind. Das sind manchmal Hotels, manchmal Sanitärfirmen oder andere Unternehmen. Hier ist eine Probenutzung möglich, wenn Du Dich über Luxus und Nachhaltigkeit für Zuhause informieren willst. Ein Umstieg lohnt sich nicht nur aus Umweltgründen: Viele Nutzer berichten von einem neuen Körpergefühl und mehr Sauberkeit. Und wer weniger Papier braucht, spart langfristig auch Geld. Neue Perspektiven zwischen Spülung und Stil Reisen öffnet die Augen, selbst auf der Toilette. Der Blick über die Klobrille zeigt: Andere Länder haben praktikable, oft nachhaltigere Lösungen für ein Thema, das uns alle täglich betrifft. Wer offen dafür ist, kann vom Urlaub nicht nur Erholung mitbringen, sondern auch neue Impulse für Alltag und Umweltbewusstsein. Also: Warum nicht einmal die stille Revolution mit nach Hause nehmen? Viel Freude und bleib im Flow!